Welche gesundheitlichen Folgen kann Fettleibigkeit haben?

Fettleibigkeit hat sich zu einem globalen Gesundheitsproblem entwickelt (Warum werden immer mehr Menschen fettleibig?), welches mit Krankheiten einhergeht, die nahezu alle Körpersysteme betreffen [Finer, 2015] und häufig in Kombination auftreten. Im Folgenden werden einige dieser Erkrankungen zusammengefasst.

Typ-2-Diabetes

Fettleibigkeit gilt als Hauptursache für die weltweite Zunahme von Typ-2-Diabetes. Das Risiko, an dieser Form des Diabetes zu erkranken, steigt mit zunehmender Körperfettmasse und der Dauer einer Fettleibigkeitserkrankung [Hauner & Scherbaum, 2002]. Etwa 80-90% der Menschen mit Typ-2-Diabetes leiden auch an Fettleibigkeit [Mehnert & Standi, 2000]. Typ-2-Diabetes ist eine Krankheit, die sich im Laufe des Lebens entwickelt und durch eine Insulinresistenz und eine mangelnde Insulinproduktion gekennzeichnet ist [Bundesministerium für Gesundheit, 2023].

Doch welche Rolle spielt Insulin eigentlich? Insulin ist ein Hormon, welches den Blutzuckerspiegel reguliert. Nach der Nahrungsaufnahme steigt der Blutzuckerspiegel an. Daraufhin wird Insulin aus der Bauchspeicheldrüse ins Blut ausgeschüttet und sorgt dafür, dass der Zucker, der mit der Nahrung in den Körper gelangt ist, von den Zellen aufgenommen wird. Dadurch sinkt den Blutzuckerspiegel wieder [Stiftung Gesundheitswissen, 2024].

Und was passiert bei einer Insulinresistenz? Die Körperzellen reagieren weniger empfindlich auf das Insulin, so dass der Zucker im Blut nicht mehr richtig aufgenommen wird. Um den Blutzuckerspiegel wieder auf ein gesundes Maß zu senken, muss die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin produzieren. Die erhöhte Insulinproduktion beim Typ-2-Diabetes führt jedoch langfristig zu einer Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse und damit zu einer mangelnden Insulinproduktion. So bleibt der Blutzuckerspiegel gefährlich hoch und kann zu verschiedenen Gesundheitsproblemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Augenerkrankungen, Nervenschäden oder Nierenproblemen führen [Stiftung Gesundheitswissen, 2024].

Herz-Kreislauferkrankungen

Eine Erkrankung an Fettleibigkeit kann erhebliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben. So geht eine Fettleibigkeitserkrankung zum Beispiel häufig mit einem erhöhten Blutdruck einher. Eine Studie hat gezeigt, dass etwa 30% der Personen mit Bluthochdruck auch an einer Fettleibigkeit leiden [Macmohan et al., 1987]. Bei Bluthochdruck ist der Druck in den arteriellen Gefäßen, die den Sauerstoff vom Herzen in den Körper transportieren, dauerhaft erhöht. Dies kann folglich zu Durchblutungsstörungen, Schlaganfällen, Herzinfarkten, und vielen weiteren Erkrankungen führen [Deutsches Herzzentrum der Charite, 2024].

Langanhaltende Fettleibigkeit wird auch mit der sogenannten diastolischen Herzinsuffizienz in Verbindung gebracht, einer Erkrankung, bei der sich die linke Herzkammer nicht mehr richtig mit Blut zu füllen kann, bevor das Blut aus dem Herzen in den Kreislauf gepumpt wird. Das Risiko einer diastolischen Herzinsuffizienz ist sowohl bei übergewichtigen (BMI zwischen 25 und 29,9 kg/m2) als auch bei Personen mit einer Fettleibigkeitserkrankung (BMI > 30 kg/m2) signifikant höher ist als bei Personen mit einem Normalgewicht (BMI < 25 kg/m2) [Russo et al., 2011].

Darüber hinaus erhöht eine Fettleibigkeitserkrankung das Risiko einer koronaren Herzkrankheit [Jahangir et al., 2014], die zu einer Verengung oder Blockade der Blutgefäße führt und zu Symptomen wie Kurzatmigkeit, Brustschmerzen oder sogar zum Herzinfarkt führen kann [Centers for Disease Control and Prevention, 2024].  

Obstruktive Schlafapnoe

Fettleibigkeit gilt als einer der Hauptfaktoren für die Entstehung der obstruktiven Schlafapnoe [Gami et al., 2003], einer Erkrankung, bei der die Atemwege während des Schlafs teilweise oder vollständig blockiert sind [Hader et al., 2004]. Dieses Problem kann durch Fetteinlagerungen im Halsbereich entstehen, die zu einer Verengung der oberen Atemwege führen [Herkenrath & Randerath, 2016]. Die Folgen: übermäßige Tagesschläfrigkeit, Bluthochdruck, komplette Atemstillstände im Schlaf oder sogar Schlaganfälle [Hader et al., 2004].

Krebs

Bei Menschen mit einer Fettleibigkeitserkrankung treten neben den klassischen Folgeerkrankungen vermehrt auch Krebserkrankungen auf. Fettleibigkeit erhöht dabei das Erkrankungs- und Sterberisiko für eine Vielzahl an Krebsarten wie Darmkrebs, Speiseröhrenkrebs, Nierenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Gallenblasenkrebs, Eierstockkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Leberkrebs [Calle & Thun, 2004; Wolin et al., 2010]. Genaueres zum Thema „Wie hängt Fettleibigkeit mit Krebs zusammen?“.

Psychische Krankheiten

Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können ebenfalls als Folgeerscheinung einer Fettleibigkeit auftreten [Onyike et al., 2003; Simon et al., 2006]. Eine mögliche Ursache für die Entwicklung von Depressionen bei Menschen mit einer Fettleibigkeitserkrankung liegt in der Beeinträchtigung der Lebensqualität. Diese kann einerseits auf körperliche Einschränkungen und andererseits auf andere Folgeerkrankungen der Fettleibigkeit wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen zurückgeführt werden [Fontaine & Barofsky, 2001; Sach et al., 2007]. Darüber hinaus kann eine Fettleibigkeitserkrankung und nicht zuletzt die mit Fettleibigkeit verbundene Stigmatisierung das Selbstwertgefühl der Betroffenen negativ beeinflussen [Değirmenci et al., 2015] und damit die psychische Gesundheit erheblich beeinträchtigen.   

Quellen:

Dieser Text wurde verfasst von Lisa Weiher.

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