Wie beeinflusst Zucker unser Gehirn?
Zucker - das süße „weiße Gold“, das in vielen Formen vorkommt und mittlerweile in fast jedem Lebensmittel zu finden ist. Zucker löst Glücksgefühle aus und liefert uns schnell verfügbare Energie. Er ist aber auch einer der Hauptverursacher zahlreicher Krankheiten, wie Diabetes und Herzerkrankungen. Doch was macht Zucker so unwiderstehlich?
Ob in Süßigkeiten, Obst oder sogar als Stärke im Getreide: Zucker scheint allgegenwärtig zu sein - und wir können einfach nicht genug davon bekommen. Tatsächlich lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Zucker in Deutschland im Jahr 2022/23 bei rund 33 Kilogramm, was etwa 90 Gramm Zucker pro Tag entspricht [Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, 2024]. Laut Weltgesundheitsorganisation sollte die empfohlene Zuckermenge pro Tag jedoch unter 50 Gramm liegen [World Health Organization, 2015].
Der Einfluss von Dopamin
Der Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln aktiviert unser dopaminerges System [Liu & Bohórquez, 2022], das im Gehirn für Motivation und Belohnung zuständig ist. Dies führt zur Ausschüttung von Dopamin. Wenn wir Zucker zu uns nehmen, steigt der Dopaminspiegel vorübergehend an. Das freigesetzte Dopamin verstärkt das Verhalten, das zu dieser Belohnung geführt hat, wie zum Beispiel Essen. Außerdem beeinflusst Dopamin, wie sehr wir uns anstrengen, um eine Belohnung zu erhalten.
Unmittelbare Dopaminausschüttung nach Zuckerverzehr
Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung hat gezeigt, dass unmittelbar nach dem Verzehr von zuckerreichen Lebensmitteln Dopamin ausgeschüttet wird, noch bevor die Nahrung den Magen erreicht. Je nach individuellem Verlangen wird sogar zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedlich viel Dopamin ausgeschüttet. Die Gehirne der Proband:innen mit einem stärkeren Verlangen nach der zuckerreichen Nahrung schütteten direkt nach dem Verzehr eine größere Menge an Dopamin aus, jedoch wieder weniger, wenn die Nahrung den Magen erreicht hatte [Thanarajah et al., 2019].
Mehr Informationen zu dieser Studie finden Sie hier.
Langanhaltende Veränderungen im Gehirn
Ein ständiger Zuckerkonsum kann dazu führen, dass wir immer mehr Zucker essen wollen. Eine Studie der Forschungsgruppe Tittgemeyer zeigte, dass Proband:innen, die über acht Wochen lang täglich einen zucker- und fettreichen Pudding aßen, stärker auf zuckerreiche Nahrung reagierten als diejenigen, die einen Pudding mit der gleichen Kalorienzahl, aber deutlich weniger Fett und Zucker verzehrten. Die Forschenden maßen die Aktivität bestimmter Hirnregionen und fanden heraus, dass das dopaminerge System besonders stark bei den Proband:innen aktiviert wurde, die den fett- und zuckerreicheren Pudding aßen. Der erhöhte Zuckerkonsum veränderte die neuronalen Schaltkreise so, dass zuckerreiche Nahrung bei den Proband:innen eine stärkere belohnende Wirkung hatte und sie nach dem Experiment zucker- und fettreiche Lebensmittel positiver bewerteten [Thanarajah et al., 2023].
Mehr Informationen zu dieser Studie finden Sie hier.
Quellen:
- Bundesanstalt für Landschaft und Ernährung (2024). Versorgungsbilanz: Weniger Zucker verbraucht. (Abgerufen am 21.05.2024)
- Liu, W. W., & Bohórquez, D. V. (2022). The neural basis of sugar preference. Nature Reviews Neuroscience, 23(10), 584-595.
- Thanarajah, S. E., Backes, H., DiFeliceantonio, A. G., Albus, K., Cremer, A. L., Hanssen, R., ... & Tittgemeyer, M. (2019). Food intake recruits orosensory and post-ingestive dopaminergic circuits to affect eating desire in humans. Cell Metabolism, 29(3), 695-706.
- Thanarajah, S. E., DiFeliceantonio, A. G., Albus, K., Kuzmanovic, B., Rigoux, L., Iglesias, S., ... & Small, D. M. (2023). Habitual daily intake of a sweet and fatty snack modulates reward processing in humans. Cell metabolism, 35(4), 571-584.
- World Health Organization (2015). Guideline: sugars intake for adults and children. World Health Organization.
Dieser Text wurde verfasst von Lisa Weiher.