Jens Claus Brüning erhält den Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis

6. November 2018
Der Stifterverband und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeichnen den Kölner Endokrinologen und Molekularbiologen Prof. Dr. Jens Claus Brüning mit dem Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis aus. Der Wissenschaftler wird für seine Forschungen zu den Grundlagen zweier Volkskrankheiten geehrt: Adipositas (sehr starkes Übergewicht) und Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“). 

Der mit 50.000 Euro dotierte Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis wird amDienstag, 11. Dezember 2018, in Halle (Saale) an Jens Claus Brüning verliehen. Die Ehrung findet im Rahmen der traditionellen Weihnachtsvorlesung der Leopoldina statt, die der Preisträger zum Thema „Kontrolle von Energiehaushalt und Stoffwechsel durch das Gehirn“ hält.

„Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis ist eine Auszeichnung für wissenschaftsbasierte Politikberatung, ehrt also Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit ihren Forschungsarbeiten Lösungen zum Umgang mit drängenden Problemen entwickeln und diese der Politik und der Öffentlichkeit aktiv vermitteln. Jens Claus Brünings Beiträge zur neuroendokrinologischen Grundlagenforschung könnten die Lebensqualität und -erwartung sehr vieler Menschen, die an Adipositas oder Diabetes Typ 2 erkrankt sind ‒ etwa 30 Prozent der westlichen Erdbevölkerung sind betroffen ‒ verbessern“, sagt Prof. Dr. Andreas Barner, Präsident des Stifterverbandes.

In der Medizin ist seit längerem bekannt, dass Stoffwechselstörungen in der Schwangerschaft das Risiko der ungeborenen Kinder erhöht, an Diabetes oder Übergewicht zu erkranken. Jens Claus Brüning gelang es, diese Zusammenhänge zu erklären. Er konnte erstmalig in Mausmodellen zeigen, dass eine fettreiche Ernährung von Müttern während der Stillzeit - welche entwicklungsbiologisch dem letzten Drittel der Schwangerschaft bei Menschen entspricht - die Entwicklung bestimmter Nervenzellen (POMC-Neurone) im Gehirn der Nachkommen hemmt und sich in der Folge ein gestörter Stoffwechsel entwickelt. Diese Erkenntnis ermöglicht Fortschritte in der Diagnostik und Therapie von Stoffwechselstörungen bei Schwangeren. Brüning identifizierte zudem Nervenzellen in einem Bereich des Zwischenhirns, im Hypothalamus, die daran beteiligt sind, die Nahrungsaufnahme und den Zuckerstoffwechsel zu steuern. Er erforschte chemische Reaktionen in Körperzellen, die bei Übergewicht zu einer verminderten Wirkung des blutzuckersenkenden Hormons Insulin und damit zur Insulinresistenz führen, also zu einer Diabetes-Erkrankung. 

Prof. Dr. Jens Claus Brüning

Der Endokrinologe und Genetiker Jens Brüning ist seit Februar 2012 Direktor am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung.

Er promovierte 1993 an der Universität zu Köln. Hier erhielt er die Venia Legendi als Lehrberechtigung für Innere Medizin / Endokrinologie (2002). Als Forscher interessiert er sich für die Regulierung des Energie- und Glukosestoffwechsels in Verbindung mit altersassoziierten (z.B. Typ-2-Diabetes) und neurodegenerativen Erkrankungen (z.B. Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson).

Für seinen Fortschritt in der Stoffwechselregulierung erhielt er bereits zahlreiche internationale Auszeichnungen. 2009 wurde er mit dem „Ernst Jung-Preis für Medizin“ ausgezeichnet. 2008 erhielt er den „Minkowski-Preis“ der Europäischen Diabetes-Gesellschaft, dem der „Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2007 vorausging. Der „Wilhelm Vaillant-Preis“ sowie der "Ferdinand Bertram-Preis“ der Deutschen Diabetes-Gesellschaft wurde ihm 2005 überreicht. Bereits 2001 erhielt er den „Ernst und Berta Scharrer-Preis“ der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. 2018 wurde Brüning zum Mitglied der Leopoldina ernannt.

von Nina Kollas und Annegret Burkert

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